In den Schuhen eines anderen gehen
Du wolltest Mitgefühl und dass ich dich verstehe.
Du wolltest Liebe und dass ich dich sehe.
Du wolltest, dass ich dir verzeihe,
Für all´ das, was du dir selbst nicht verzeihen kannst.
Ich glaube, du weißt genauso gut wie ich
Dass das verdammt nochmal nicht einfach ist.
Es geht mir besser ohne dich,
Allerdings denke ich,
Wenn ich mich nicht melde,
Lass´ ich dich im Stich.
Aber ich bin wütend und sauer - verdammt!
Enttäuscht und resigniert – insgesamt
Will nichts wissen
Nichts kennen,
Um in Frieden zu leben
Um in Frieden zu pennen.
(Es ist nicht einfach irgendwann zu merken,
Dass Leben auch anders geht
Ich meine, ihr habt mir eures vorgelebt,
Aber nicht gesagt,
Dass Variation entsteht.)
Ich werde jetzt was sagen
Und will deine komplette Aufmerksamkeit haben.
Ja, ich gestehe, dass dein Leben nicht einfach ist
Ja, ich verstehe, dass du oft traurig bist
Ja, ich sehe, dass du Unbeschwertheit vermisst
Aber krieg´ dein Leben in den Griff!
Denn das kannst du nur ganz alleine tun.
Es wird auch nicht helfen, die Schuld bei anderen zu suchen
Selbst wenn du sie dort finden wirst,
Musst du selbst lernen, dein Leben zu händeln.
Weil du es in jeglicher Form selbst bestimmen kannst.
Ich habe gesagt, was gesagt werden musste
Und schaue dich erwartungsvoll an.
Du fängst an zu weinen
Meine Worte haben wohl weh getan.
„Stell´ dir doch nur einmal vor, du würdest in meinen Schuhen stehen?
Wie viele Kilometer könntest du dann noch gehen?
Wie weit würdest du laufen?
Könntest du dir, an meiner Stelle, das, was du willst, kaufen?
Würdest du aufhören mit dem Rauchen?
Und was würdest du stattdessen tun, um abzutauchen?
Was machst du gegen das Pochen in deinem Kopf?
Und gegen die vor deiner geschlossenen Tür? :“Klopf Klopf“
Was willst du trinken, um morgens aufzustehen?
Wirst du eine Sonnenbrille tragen, um mal klar zu sehen?
Hast du nur einmal ernsthaft darüber nachgedacht
Was ich alles durchgemacht hab?
Stell dir doch nur einmal vor, du würdest in meinen Schuhen stehen?
Wie viele Kilometer könntest du gehen?“
Pause
Pause
Pause
Und ich gehe
Ich laufe
Ich renne
Und brauch eine Pause.
Ich sitze.
Atme.
Und bleibe da.
Denn in deinen Schuhen?
Kann ich nicht gehen
Nicht mal wirklich stehen.
Es dreht sich alles, es schwankt.
Ich bin haltlos.
Ich will Hilfe.
Eine Umarmung
Oder zumindest eine Decke.
Ich will irgendwas…fühlen.
Selbst wenn es Schmerz ist.
Aber eigentlich möchte ich,
dass es endlich mal wieder warm wird.
Dass die Sonne wieder scheint
Und dass der Schnee liegen bleibt.
So sitze ich hier
Auf einer Parkbank.
Halte deine Schuhe
In meiner Hand
Und habe deinen und meinen
Fehler erkannt.
Es geht nicht darum, dein Leben zu leben
Oder Anspruch auf Schwere zu erheben.
Ich muss lernen nicht nur zu verstehen,
Sondern zu begreifen.
Dir nicht die Schuhe zu nehmen,
Sondern dir meine Hand zu reichen.
Du hingegen
Musst meine Hand auch nehmen.
Sie ergreifen und halten.
Denn meine Hand allein,
Will, aber kann nicht, hilfreich sein.
Nun liegt es an dir wie du die dritte Hand nutzt,
Ob du die Fassade bröckeln lässt oder putzt.
Und vielleicht wird mit neuer Kraft
Aus Empathie Leidenschaft.
Du nimmst meine Hand und sagst:
„Ich weiß, was gemacht werden kann…
Wir fangen mit der Regenrinne an!“