Offenes Buch

Ich mag das Lesen,
Das in andere Welten treten,
Mit Pauken und Trompeten
Den Bösewichten begegnen.

Das, der Zeit davonrennen,
auch in Not,
die Namen der Komplizen nicht nennen
und am Ende zu erkennen,
man lernt sich selbst auf Abenteuern
am besten kennen.

Und wenn ich genug gelesen hab,
dann unterbreche ich die Geschichte,
überlege, was der Bösewicht wohl sagt
und ob ich ihn am Ende vernichte?

Ich klappe das Buch zu
Und wache in der Realität auf,
Dinosaurier gegen Dino-Doku,
und nehme den sauren Regen in Kauf.

Hier fehlen die weiten Landschaften
Felder, Sträucher und Waldecken,
in denen sich die
schönsten Tiere verstecken
und mit ihrer Beute in Höhlen hasten.

Ich vermisse die Blumenwiesen,
die bunte Farbvielfalt,
wenn Rot auf orange und gelb knallt,
ich kann von dem Anblick nicht genug kriegen.

Wo sind die Vogelgesänge?
Wo ist das Farbenspiel des Winds?
Es waren immer die schönsten Klänge,
Ob ich sie je wieder find?

So nehme ich mir einen Stift,
will in meine Phantasiewelt zurück,
weil ich glaub, ich find nur dort mein Glück
und lasse von mir, in der Realität, nur ein kleines Stück.

So fange ich zu schreiben an,
Mache mir meine Welt,
Buchstäblich wie sie mir gefällt
Bin Weltenbauer, Architekt und hab den Plan.

Ich säe Samen
Und setzt der Natur dabei keine Rahmen
Bei ihrer Entfaltung und
Individuellen Gestaltung.

Ich will einen Ort kreieren,
der so schön ist, dass selbst Uhren ihre Zeit verlieren.
Ich will einen Ort gestalten,
in dem sich Fuchs und Hase gemeinsam aufhalten.
Ich will einen Ort errichten,
an dem bleiben Gruselgeschichten Geschichten.

Ich will dich zum Lesen bringen,
sehen wie du in meiner Lektüre aufgehst,
dich nach den Tieren umdrehst
und den Zauber meiner Welt verstehst.

Eines hab ich jedoch nicht bedacht,
ich habe meine Türen für dich und anderer (Leser) aufgemacht,
ihr kennt meinen Ort, meine Welt,
wisst was sie braucht und was sie erhält.

Ihr wisst, was wichtig ist und nicht fehlen darf,
kennt den Vorrat, überblickt den Bedarf.
Ihr seht, was gut läuft, wo die Schwachstellen liegen,
und welche Geheimnisse sich in der Sicherheit des Schattens wiegen.

Eines Tages öffne ich die Pforte
Und spazier in meine Welt hinein,
sehe dich am Waldrand stehen, allein
und merke, du hast kein Recht darauf hier zu sein.

Ich habe dich nicht reingelassen,
gab dir keine Worte, um in dieser Welt Fuß zu fassen,
du hattest auch kein Buch, um es an den Wachen vorbei zu schaffen…
Sondern hast dich, mit dem Gebrauch von Waffen, in meine Welt gelassen.

Ich will dich verjagen,
Will dich nicht in meiner Welt haben,
kann dein Angesicht nicht ertragen,
doch mir fehlen die Worte, um es dir zu sagen.

Du hast mir wehgetan,
Grenzen überschritten,
Absperrbänder überfahren
Und meinen Buchrücken zerschnitten.

Das ist nun nicht mehr meine Welt,
ich hab sie mir zwar liebevoll vorgestellt,
sie aufgebaut, designed und erfunden,
doch die Pfeiler nicht fest zugebunden.

Ich kämpfe nun meinen letzten Kampf,
für die Welt, die ich mir und anderen erfand.
Für die Schönheit, die ich im Leben seh
Und all das gute dieser Welt, ade.

Ich mag das Lesen,
Das in andere Welten treten,
Mit Pauken und Trompeten
Den Bösewichten begegnen.

Das, der Zeit davonrennen,
auch in Not, die Namen der Komplizen nicht nennen
und am Ende zu erkennen,
man lernt sich selbst auf Abenteuern am besten kennen.

Und wenn ich genug gelesen hab,
dann schreibe ich selbst Geschichte, am liebsten verdichtet,
überlege, was der Bösewicht wohl sagt
und ob er mich am Ende wohl vernichtet?