Umwege sind auch Wege
Es ist ein schöner Tag,
das denk ich mir,
während ich am Grab vorbei laufe.
Am Grab eines seit 130 Jahren verstorbenen Mannes.
Ich mag diesen grünen Wald,
das sage ich
ganz leise zu mir.
Zu meiner neuen Version.
Das ist kein Rückschlag,
das betone ich,
gerichtet an mein schuldbewusstes Gewissen.
Denn heute habe ich eine Entscheidung getroffen.
Ich werde nicht so sein, wie er mich haben will.
Auch nicht wie sie es will,
oder ihr mich wollt.
Der erste Satz ging an meinen Exfreund.
Der darunter an meine Mutter.
Der letzte an meine Familie.
Es gibt keine Antwort auf die Frage nach der „richtigen“ Version von mir,
die ihr mir geben könntet.
Ich kann es auch nicht, aber das ist in Ordnung,
denn ich weiß, dass ich es nicht muss.
Schließlich treffe ich die Entscheidungen,
die selten vernünftig,
aber immer mit Vernunft getroffen werden.
Das bin ich.
Ich weiß zwar noch nicht, wohin mein Weg führt,
aber, dass ich ihn mit Achtung beschreiten werde.
Das weiß ich.
Denn:
„Heute, nur heute
Bin ich so schön“,
denke ich während ich sanft Fuß vor Fuß setze.
©Alina Jacobs